RomnoPowerClub 2025 in Köln
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Wir gestalten die Zukunft – Jahrestreffen der RomnoPowerClubs
Junge Sinti* und Roma* in Köln – zu Gast bei Rom e.V.
4.– 6. Juli 2025
Bericht: Sommertage in Köln 2025 RomnoPowerClubs von Alexander Diepold: 07.07.2025
Der Rom e.V.(RomnoPowerClub) aus Köln lädt ein. Der Verein besteht seit fast vierzig Jahren. Die Verbesserung des Zusammenlebens zwischen Rom (Roma und Sinti) als Minderheit und der Mehrheitsbevölkerung im Sinne der Völkerverständigung ist das größte Anliegen des Vereins.
In diesem Jahr konzipierte der Verein seine Satzung neu. Er gilt nun als eine Selbstorganisation der Roma. Das Interesse des Vereins besteht insbesondere in der Verbesserung der Lebensbedingungen durch Förderung der Jugendhilfe und Bekämpfung von Rassismus. Er leistet kulturelle Veranstaltungen und führt
Projekte für und mit Roma Kindern und Jugendlichen durch, leistet soziale und kulturell geeignete Hilfestellung zur Integration unter Wahrung der eigenen Identität der Community.
Es besteht eine eigene Beratungsstelle für Roma. Daneben ist der Verein mildtätig und unterstützt bedürftige Roma in existentiellen Notlagen.
Weitere Aufgaben obliegen dem Verein im Bereich wissenschaftlicher und kultureller Zwecke. Diese verwirklicht er durch:
1. das Betreiben eines Archivs und Dokumentationszentrums
2. die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Arbeiten
3. die Durchführung von wissenschaftlichen Seminaren, Workshops und Symposien in Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Institutionen
4. die Teilnahme als Referenten bei Fachtagungen und Seminaren von Universitäten und anderen Organisationen
5. die Förderung der wissenschaftlichen Ausbildung und Weiterbildung
6. die Betreuung und Begleitung von Praktika und Examensarbeiten
Ankunft: 4.7.2025. Begrüßt wurden die ankommenden RomnoPowerClubs/RPC´s: es waren alle sieben Städte (Köln, Mannheim, Berlin, Hamburg, Kassel, München und Erfurt) vertreten, vom Kölner Rom e.V. von der Geschäftsführerin Marion Krämer, die seit vielen Jahren im Verein arbeitet und die Kooperation mit der Hildegard Lagrenne Stiftung vollumfänglich lobt. Die Leiterin des Amtes für Integration und Vielfalt der Stadt Köln, Frau Bettina Baum, weist in ihrer Willkommensrede auf die Wichtigkeit
der Arbeit mit jungen Menschen hin, insbesondere auf die wieder stärker werdenden Diskriminierungen, von denen Sinti und Roma, aber auch andere Gruppen betroffen sind. Beispielsweise erfährt selbst die LGBT-Gruppe, für die in Köln eine große Offenheit besteht, ebenso in Bildungseinrichtungen und auf den Straßen große Anfeindungen. Sie appelliert an den gemeinsamen Kampf gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung. Schließlich führt uns Robert Rasid, der Koordinator und Empowerment-Pädagoge für junge Roma durch das Programm, das in den nächsten Tagen vorgesehen ist.
Am Abend wurde die große Gruppe im Chinarestaurant Xiao kulinarisch versorgt. Danach teilten sich die Gruppen sich auf, um die Kölner Innenstadt kennenzulernen und im Anschluss in das wunderschöne Hotel Leonardo zu fahren, um sich von der teils langen Anfahrt zu erholen.
Am 5.7.2025 machten sich die jungen Leute schon früh auf den Weg, die Geschichte der Sinti und Roma in Köln zu erkunden. Mit einer APP für die Spurensuche mit Stolpersteinen, Gedenkorten und historischen Plätzen führte uns Redjep Jasari und Sabina Xhemajli vom Rom e.V. durch die verschiedenen Ereignisse der Verfolgung, Vernichtung, des Widerstands und der Bürger*innenrechtsbewegung. Betroffenheit und großes Interesse zeigte sich in den Fragen und Mitteilungen der Teilnehmer*innen. In Köln hatte die Deportation bereits am 16.5.1940, also weit vor dem sogenannten „Himmler-Erlass“ am 16.12.1942 begonnen. Die Dunkelziffer verschleppter Sinti und Roma ist bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt.
Am Nachmittag beschäftigten wir uns mit dem Thema: Was uns was angeht, was uns bewegt. Ruzdija Seidovic und Orhan Ismaili führten mit einem Workshop in die Sprachdialektik der Roma ein und stellte zurecht fest, dass vor allem in der Phonetik der Sprache viele Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Dialekte bestehen. Ziel wäre eine schriftliche Standardisierung der Sprache Romanes.
In einem zweiten Workshop diskutierte Sabina Xhemajli mit der Gruppe über einen Film mit Aussagen Betroffener Antiziganismus thematisiert. Dabei wurde auch auf den OEZ Anschlag in München eingegangen. Mit einem Rollenspiel mit der Sinti- und Roma-Community wurde ein geschützter Workshop durchgeführt, in dem es um die Auseinandersetzung mit traditionellen Geschlechterrollen ging.
Nach diesem intensiven Tag verköstigte der Rom e.V. die Gäste. Musik und traditionelle Tänze schlossen das Treffen mit dem Rom e.V. ab. Der spätere Abend ermöglichte noch ein unterhaltsames Treffen mit weiteren Sinti-Organisationen wie der Sinti Allianz oder dem Verein Amaro Drom. Hier wurde rege ausgetauscht, wie ein nächstes Zusammenkommen aussehen könnte. Auch die Idee, gemeinsam das KZ Auschwitz Birkenau zu besuchen, wurde näher erörtert.
Am 6.7.2025 fand die Abschlussrunde in einer Beratungsstelle gegen Rassismus und Diskriminierung mit einer Auswertung der Tage statt. Orhan Ismaili zeigte seine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Köln auf. Die Motivation der jungen Sinti und Roma und deren Interesse war groß. Einer der Teilnehmer äußerte den Wunsch, dass sich die jungen Leute noch besser kennenlernen sollen. Ihm war es ein Anliegen, dass das Wort „Romno“ als ein Begriff für Lebensgefühl, traditionelles Leben und kulturelle Identität untereinander nähergebracht wird, so dass man voneinander weiß, die Vielfältigkeit der Gruppen mit ihren Eigenheiten das Vertrauen und damit auch den Respekt untereinander zusätzlich stärkt.
Ganz herzlicher Dank gilt dem einladenden Rom e.V., dessen Gelände, Arbeit und engagiertes Team einen bleibenden Eindruck bei allen teilnehmenden Menschen hinterlassen hat. Besondere Anerkennung gilt Lyazat Hasselmann aus der Hildegard Lagrenne Stiftung, die mit sämtlichen RPC´s vor Ort Kontakt aufgenommen und zusammen mit Robert Rasid vom Rom e.V. das Gruppentreffen auf Bundesebene organisiert hat.
Schlussendlich gebührt auch der Dohle Stiftung großer Dank, die derartige Treffen maßgeblich finanziell unterstützt, ebenso der Freudenberg Stiftung, die sich an den Kosten regelmäßig beteiligten. Danke auch an unseren wissenschaftlichen Berater, Dr. Wilfried Kruse, für die konzeptionelle Ausrichtung des Sommercamps sowie auch unserer Berichterstatterin, Gaby dos Santos, die uns drei Tage lang begleitet und sich mit großem Enthusiasmus am Geschehen beteiligt hat.
Den ausführlichen Bericht der RomnoPowerClub Reise, verfasst von Gaby dos Santos findet ihr unter dem folgenden Link: madhousekultur